Aufbruchsstimmung und Nachhaltigkeit: Moselkongress 2023 zeichnet #moselhelden aus

© Chris Marmann

Aufbruchsstimmung und Nachhaltigkeit: Moselkongress 2023 zeichnet #moselhelden aus

Die Weinbrunnenhalle Kröver Nacktarsch in Kröv wurde am 8. November 2023 zum Treffpunkt für Visionäre, Umweltschützer und regionale Helden: Die Regionalinitiative „Faszination Mosel“ hatte gemeinsam mit ihren Trägern und Partnern zum 14. Moselkongress eingeladen.

Landrat Gregor Eibes, Vorsitzender der Regionalinitiative, begrüßte die über 200 Teilnehmer und berichtete über die bisherigen Erfolge der im Jahr 2020 gegründeten Markenfamilie „Faszination Mosel“ mit Aktivitäten wie beispielsweise der „Woche der Artenvielfalt“, „100 Lebenstürme für die Mosel“, „Viezprämierung“, „Brennertage“, „Kunst am Fluss“ und Stammtische für Lebensmittelproduzenten, die dank LEADER-Förderung seitdem initiiert und umgesetzt werden konnten. All diese Veranstaltungen sorgen für eine positive Aufbruchsstimmung und fördern den Gemeinschaftssinn der Menschen in der Moselregion. „Auch die Preisverleihung #moselhelden hat sich mittlerweile etabliert und zeigt, welches Potential die Mosel hat“, so Landrat Eibes. Er dankte den Vertretern der Landkreise Mayen-Koblenz, Cochem-Zell, Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg und der Gemeinde Perl im Saarland für die finanzielle Beteiligung an den Kosten für die Geschäftsstelle mit „Kümmerer-Funktion“ für die Initiative.

Wirtschaftsstaatssekretär Andy Becht, der in Vertretung von Ministerin Daniela Schmitt angereist war, hob in seiner Ansprache hervor, dass sich die Regionalinitiative „Faszination Mosel“ für den diesjährigen Kongress mit dem Motto „Mosel im Wandel: Ideen, Engagement und Visionen für eine nachhaltige Region“ ein wichtiges und zeitgemäßes Thema gewählt habe. „Die in Ihrer Region zentralen Themen Tourismus, Weinbau, Kultur, Natur und Landschaft, Regionale Produkte und Weltkulturerbe verstehen Sie dabei als zentrale Säulen. Dabei ist es entscheidend, ökonomische mit sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zu vereinbaren.“ Schon zum dritten Mal ist die Wirtschaftsstandortmarke Rheinland-Pfalz Gold als Partner für die #moselhelden dabei.
Becht betonte auch die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements der Preisträger: „Im ländlichen Raum ist das Ehrenamt eine unschätzbar wertvolle Ressource, die nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch die Identität und den Charakter dieser Regionen stärkt.“ Daher sei die Anerkennung und Förderung des Ehrenamts im ländlichen Raum von entscheidender Bedeutung, um die Nachhaltigkeit und das Wohlbefinden dieser Gemeinschaften sicherzustellen.

Gemeinsam mit Andy Becht als Vertreter für die Wirtschaftsstandortmarke „Rheinland-Pfalz.Gold“ zeichnete die Regionalinitiative mit ihren Trägern und Partnern die von einer Fachjury ausgewählten Leuchtturm-Projekte aus, die in verschiedenen Kategorien, von Umweltschutz bis zu sozialem Engagement, die Moselregion voranbringen und somit als #moselhelden 2023 ausgezeichnet wurden:

  • Markus Busch, Pünderich: Projekt „Traubengarten Pünderich“ – hier geht`s zum Filmclip
  • Krämer Druck GmbH, Bernkastel-Kues: Projekt „KD-Papierträgerbandrecycling“ – hier geht`s zum Filmclip 
  • Initiative „Gimme Muur“, Wittlich: Projekt „Die kleinste Wittlicher Möhrbrennerkirmes der Welt“ – hier geht`s zum Filmclip
  • Studierendenwerk Trier: Projekt „Klappschmier“ – hier geht`s zum Filmclip
  • Saar-Obermosel-Touristik e.V., Konz: Projekt „Mit dem Rollstuhlfahrrad auf barrierefreie Tour um Konz“ – hier geht’s zum Filmclip
  • Stadt Saarburg / Verein der Städtischen Museen Saarburg e.V., Saarburg: Projekt „Nachhaltige Energie durch den Erhalt eines Industriedenkmals – Sanierung des Wasserkraftwerks im Amüseum am Wasserfall in Saarburg“ – hier geht`s zum Filmclip
  • Der Finnenbahn Mehring-Pölich e.V. wurde mit seinem Projekt „Gesundheitspark – Finnenbahn Mehring-Pölich“ im Rahmen einer öffentlichen Abstimmung im September 2023 zum „Publikumshelden“ ausgewählt und darf sich wie alle anderen Preisträger ebenfalls über ein Preisgeld in Höhe von 1.000 EUR gesponsert von WESTENERGIE freuen. Hier geht`s zum Filmclip

Die Freude bei den Akteuren über die Auszeichnung mit Trophäe, Urkunde und Scheck war groß und das Publikum belohnte die vorgestellten Projekte mit reichlichem Applaus.

Nach den stimmungsvollen Preisverleihungen ging es im Programm mit einer etwas ernsthafteren Thematik weiter: In seiner Keynote beschäftigte sich Dr. Tim Becker, Institut Denkunternehmung Vulkaneifel, mit der Frage: „Ist unsere Zukunft überhaupt noch zeitgemäß?“. Etwas überspitzt und mit amüsanten und nachdenklichen Fragen und Wortspielereien zu Begriffen wie „zeitgemäß“, „modern“, „nachhaltig“, „zukunftsfähig“ oder „fortschrittschlich“ zeigte er auf, wie wichtig es ist, zu wissen, was wir für uns für unsere Zukunft wünschen. Dr. Becker zitierte den Philosophen Ernst Bloch: „Ich will nicht wissen, was ich nicht will. Ich will wissen, was ich überhaupt will!“. Er machte deutlich, dass Denken und Prozesse Zeit benötigen, um etwas mit Spaß und Freude zu bewegen. Er riet, in die nachfolgende Generation Zutrauen zu haben, ihnen Vertrauen zu schenken, sie zu verwöhnen, den defizitären Blick abzulegen, nicht nur zu „maulen“. Zukunft benötigt eine starke Zivilgesellschaft und das Ehrenamt. „Wir brauchen alle Menschen, weniger Egos, kein isoliertes Handeln, nicht nur projektbezogene Förderstrukturen, um nachhaltig zu sein und Nachhall zu finden“.

Im Anschluss diskutierten Dr. Tim Becker, Matthias Ganter, Hotelier aus Traben-Trarbach, Thomas Kalff, Geschäftsführer Mosellandtouristik GmbH, Norbert Müller, Leiter Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel und Christina Thanisch, Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch aus Bernkastel-Kues in einer Talkrunde darüber, was es braucht, um die „Zukunft der Mosel nachhaltig zu gestalten“. Dr. Sonja Christ-Brendemühl, Professorin für Public Relations aus Oberfell moderierte charmant die Talkrunde und führt durch das gesamte Programm.
Matthias Ganter ist der Auffassung, dass sich die Mosel in den letzten 30 Jahren unglaublich gut entwickelt und eine große Zukunft vor sich habe. Zukunft ist laut Christina Thanisch immer „zeitgemäß“. Sie machte deutlich, dass die Mosel etwas ganz Besonderes zu bieten habe: eine einzigartige Weinkulturlandschaft. Für sie als Winzerin sei es daher wichtig, mit Mut voranzugehen und all den Herausforderungen zu trotzen. Sie empfiehlt jungen Menschen, rauszugehen, Erfahrungen zu sammeln, zurückzukommen und sich mit Kollegen auszutauschen, sich helfen zu lassen. Nur gemeinsam könne man zeigen, dass die Mosel die tollste Region der Welt sei.
Norbert Müller wies darauf hin, dass Weinbau an der Mosel aufgrund seiner 2.000 Jahre alten Weinkultur schon immer nachhaltig sei. Aufgabe ist, dies zu kommunizieren und an die Kunden heranzubringen. „Weinbau ist der Motor für unsere Moselregion“, so Müller. Man dürfe die Weinbaubetriebe allerdings nicht überfordern – sie müssen für ihre Leistung zur Erhalt der Weinkulturlandschaft auch ein auskömmliches Einkommen erhalten. Die Mosel müsse sich zudem als Ganzes, als eine Region, verstehen und das „Kirchturmdenken“ ablegen, so der Leiter des DLR Mosel.
Im Bereich Tourismus sieht Thomas Kalff für die Moselregion gute Voraussetzungen: Der Angebotsmix von Landschaft, Wein, Radfahren und Wandern ist Basis für Regionalität und Authentizität.
Dr. Tim Becker hält gegenseitiges Vertrauen und Handeln für immens wichtig. „Es lohnt sich, in Köpfe und Menschen zu investieren und nicht nur in Beton“, so der Experte für Potentialentwicklung im ländlichen Raum.
Einig waren sich alle darüber, dass Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich sinnvoll sein muss. So müsse das Handeln der Betriebe glaubwürdig und authentisch sein und letzten Endes von den Gästen angenommen werden. Allerdings seien bei den Urlaubern auch die Preisausgabebereitschaft und ihre Abwägung zwischen Nachhaltigkeit und Kosten zu bedenken, so der Touristiker Kalff. Hotelier Ganter wies darauf hin, dass für ihn zudem der Erhalt von alter Bausubstanz nachhaltig sei. Das bestätigte Thomas Kalff mit den abschließenden Worten: „Wir brauchen Investitionen!“

Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte das Duo Tacheles aus Trier: Tanja Silcher am Kontrabass und Benedikt Schweigstill am Akkordeon.

Im Anschluss nutzten die Gäste die Einladung zum „Come together“ bei einem Glas Wein und regionalen Produkten und tauschten sich lebhaft miteinander aus.

Gefördert wurde der 14. Moselkongress durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums sowie WESTENERGIE.



Faszination Mosel