Auf Vogelstimmenfang im Treiser Moselvorland

Auf Vogelstimmenfang im Treiser Moselvorland

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. Und der frühe Ornithologe fängt früh morgens die Vogelstimmen ein. So war der Plan bei der vom DLR Mosel organisierten Vogelstimmen-Exkursion am 29. Mai 2022 in Treis-Karden. Unter der Leitung des Landeskoordinators für das Vogelmonitoring, Dr. Christian Dietzen, begaben sich über zwanzig Interessierte kurz nach Sonnenaufgang auf die Pirsch. Eine eher fröstelnde Angelegenheit bei Temperaturen unweit des Gefrierpunktes.
Das sahen die Vögel im Bereich zwischen der Mündung des Flaumbaches und der Moselinsel Pommerer Werth ähnlich. Der Bereich mit vielen verwilderten Gärten und Obstwiesen ist eigentlich prädestiniert als Lebensraum für zahlreiche Singvogelarten. Doch an diesem Morgen war das Orchester beim Vogelkonzert eher spärlich besetzt. Verschiedene Arten von Grasmücken, Finken und Drosseln sorgten zwar für einen ausgewogenen Klangteppich, die herausragenden Solisten, sieht man von einem kurzem Zwischenspiel der Nachtigall ab, hielten sich jedoch eher zurück. Wie auf alle gestellten Fragen, hatte der Ornithologe Dietzen aber auch hier eine Antwort parat: Die meisten Brutvögel sind zu dieser Jahreszeit eben mit dem Ausbrüten ihrer Gelege oder der Aufzucht ihrer Küken beschäftigt. Gerade bei so kalter Witterung erfordert dies vollen Einsatz und so bleibt für Revier- und Balzgesänge wenig Zeit und Energie.
Dennoch waren alle Teilnehmende sehr zufrieden mit dem morgendlichen Spaziergang. Viel Fachwissen wurde vermittelt. Rotmilan und Graureiher zogen über der ruhigen Mosel und die Stare hatten in den alten Bäumen bereits mit der Kirschernte begonnen. Gerade altes Gartenland und totholzreiche Streuobstwiesen sind ein regelrechtes Vogelparadies. Sie bieten ausreichend Brutplätze und ein unerschöpfliches Nahrungsangebot in unserer sonst meist intensiv genutzten Kulturlandschaft. Es ist zu hoffen, dass auch der Bereich zwischen Flaumbach und Yachthafen noch lange der heimischen Vogelwelt als Lebensraum zur Verfügung steht.

Hintergrund:
Die Entwicklung ökologisch wertvoller Landschaftsstrukturen und Umweltbildung sind auch wichtige Bausteine der Initiative „Lebendige Moselweinberge“ des DLR Mosel. Sie versteht sich seit 2013 als eine lokale Umsetzung der Biodiversitätsstrategie für das Weinanbaugebiet Mosel. Damit soll die Vielfalt von Flora und Fauna als wichtiges Qualitätsmerkmal einer intakten Weinkulturlandschaft gefördert werden.
Das DLR Mosel sieht sich dabei als Schnittstelle zwischen Akteuren, Administration und Forschung. Ziel ist es wissenschaftliche Erkenntnisse und praktisches Knowhow an Menschen weiterzugeben, die sich für eine größere biologische Vielfalt einsetzen wollen. Neben der Qualifikation zu Naturerlebnisbegleitern und verschiedener öffentlichkeitswirksamer Projekte wie „Leuchtpunkte der Artenvielfalt“ oder „100 Lebenstürme“ für die Mosel, werden deshalb Exkursionen und Vorträge zu naturfachlichen Themen in der Moselregion angeboten. Die Zielgruppe umfasst alle in den Steillagen tätigen Akteure von Weinbautreibenden, touristischen Leistungsträgern, Lehrenden bis zu den Kommunen.

Kontakt:
Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel
Görresstr.10, 54470 Bernkastel-Kues
Carsten Neß
Telefon 06531 956 184
E-Mail: Carsten.Ness@dlr.rlp.de
www.dlr-mosel.rlp.de
www.lebendige-moselweinberge.de

Foto: Vogelexkursion in Treis-Karden: Vor der schönen Moselkulisse informieren sich rund zwanzig Hobby-Ornithologen beim Landeskoordinator für Brutvögel, Dr. Christian Dietzen (Bildmitte), über die Bedeutung eines alten Gartengeländes für die heimische Vogelwelt (© DLR Mosel)



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