
04 Nov. Erntebilanz im Weinanbaugebiet: Kleinste Ernte seit Jahrzehnten liefert klassische Mosel-Weine
Die Winzer im Weinanbaugebiet Mosel blicken auf einen Herbst voller goldgelber, gesunder Trauben mit herrlichen Fruchtaromen. Die Gärung der Moste verläuft überwiegend reibungslos und lässt auf feine, aromatische Weine mit moderatem Alkoholgehalt hoffen. „2024 ist ein klassischer Mosel-Jahrgang. Die Qualität ist gut; es ist ein Kabinett- und Spätlese-Jahr“, betonte Henning Seibert, Vorsitzender des Moselwein e.V., bei der Herbstpressekonferenz in Traben-Trarbach.
Doch die Freude über die Qualität wird durch die außergewöhnlich kleine Erntemenge getrübt. Frostschäden nach dem Austrieb im April, großflächiger Hagel im Mai und die Ausbreitung von Pilzkrankheiten infolge der häufigen Niederschläge haben zu den geringsten Erträgen der letzten 50 Jahre geführt. Die Gesamtproduktion im Gebiet von Serrig bis Koblenz wird auf etwa 510.000 Hektoliter geschätzt, was einen Rückgang von 30 Prozent im Vergleich zur durchschnittlichen Erntemenge der letzten zehn Jahre bedeutet.
Die Einbußen sind regional sehr unterschiedlich. Besonders stark betroffen sind die Saar und Ruwer sowie der Raum Trier, wo der Frost in manchen Weinlagen die komplette Ernte vernichtete. In vielen Bereichen der Mosel mussten die Winzer ebenfalls erhebliche Frostverluste hinnehmen, sodass einige Betriebe nur einen Bruchteil der üblichen Traubenmenge ernten konnten.
Die ständigen Regenfälle sorgten nicht nur für Ertragseinbußen, sondern auch für einen hohen Arbeitsaufwand im Pflanzenschutz und bei der Pflege der Weinberge. Die Weinlese, die sich aufgrund der verzögerten Entwicklung der Reben über zwei Monate hinzieht, begann bereits Ende August mit der Ernte für Federweißer. Die Hauptlese für Burgundersorten und Elbling startete Mitte September, während die Rieslingernte je nach Region und Frostschäden zwischen Ende September und Mitte Oktober begann.
Winzerin Stefanie Vornhecke aus Senheim berichtet von massiven Reife-Unterschieden an den Rebstöcken, während Henning Seibert die Situation für die klassischen Moselsorten, insbesondere Riesling und Elbling, als erfreulich einstuft. Diese Sorten zeigen sich widerstandsfähiger, und die Mostgewichte liegen bei Riesling meist zwischen 70 und 80 Grad Oechsle.
Die aktuelle Ernteschätzung zeigt, dass 94 Prozent der Erntemenge 2024 auf Weißweinsorten entfallen. Der Riesling, der mit 316.000 Hektolitern etwa 62 Prozent der Gesamternte ausmacht, wird voraussichtlich die Grundlage für Qualitätsweine, Kabinett und Spätlesen bilden. Auch die Gärung der Moste verläuft gut, was die Aussicht auf eine große Bandbreite an qualitativ hochwertigen Weinen verspricht.
Die Marktsituation bleibt stabil, mit konstanten Preisen und einer hohen Nachfrage nach Trauben. Weingüter mit Ertragsverlusten suchen Zukäufe bei weniger betroffenen Betrieben, um ihre Kunden bedienen zu können.
Der Export von Moselwein zeigt positive Tendenzen, besonders in wichtigen Märkten wie den USA, China und Großbritannien. Jüngste Ehrungen, wie die Auszeichnung der Mosel als „Beste internationale Weinregion des Jahres“ in China, unterstreichen die Qualität und Beliebtheit der Moselweine.
Insgesamt präsentiert sich der Jahrgang 2024 als herausfordernd, bietet aber auch vielversprechende Möglichkeiten für die Winzer und Weinliebhaber der Region.