Chinesen und Italiener trinken mehr Moselwein

© Ralf Kaiser

Chinesen und Italiener trinken mehr Moselwein

Export ist wichtiges Standbein vieler Betriebe im ältesten Weinanbaugebiet Deutschlands

Die Mosel ist neben dem Rhein international die wohl bekannteste Herkunft deutscher Weine. Handelshäuser an der Mosel beliefern schon seit Jahrhunderten Kunden im Ausland. Teilweise bestehen Handelsbeziehungen bereits seit dem 17. Jahrhundert, beispielsweise nach England. Um 1900 entwickelten sich Moselweine zur internationalen Benchmark für leichte, fruchtige Weißweine und wurden in den besten Restaurants von St. Petersburg bis London oder New York serviert. Die Preise für die besten Rieslinge von Mosel, Saar und Ruwer lagen damals oft um ein Vielfaches höher als für Weine aus Burgund oder Bordeaux. Der Export von Weinen hat auch heute noch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für die Weinbranche im Moseltal. Rund ein Viertel der jährlichen Qualitätsweinproduktion wird ins Ausland verkauft.

2022 wurden 201.000 Hektoliter Mosel, das sind rund 28 Prozent der durchschnittlichen jährlichen Produktionsmenge der geschützten Ursprungsbezeichnung Mosel, in rund 100 Ländern in aller Welt geliefert. Die Ausfuhren in Staaten außerhalb der Europäischen Union machen rund 70 Prozent des Moselwein-Exports aus, im Wert sogar 77 Prozent. Erfasst werden in der Exportstatistik nur weiße Qualitätsweine bis 13 Volumen-Prozent Alkoholgehalt.

Die seit dem Krieg in der Ukraine infolge der hohen Inflation spürbare Konsumzurückhaltung machte sich auch in der Exportstatistik bemerkbar. Die Menge der ausgeführten Moselweine ging gegenüber 2021 um sechs Prozent zurück, der Wert stieg angesichts höherer Erlöse je Liter um drei Prozent auf 93 Millionen Euro. Der Durchschnittspreis ab Keller betrug 4,64 Euro je Liter. Diese Entwicklung setzt sich auch Im laufenden Jahr fort, wie die Zahlen des Verbandes Deutscher Weinexporteure (VDW) in Bonn zeigen. In der 12-Monats-Bilanz von Juli 2022 bis Juni 2023 sanken die Ausfuhren von Moselweinen um 0,4 Prozent im Wert und vier Prozent in der Menge gegenüber dem Vergleichszeitraum von Juli 2021 bis Juni 2022.

Die USA sind weiterhin wichtigster Absatzmarkt für Moselweine im Ausland. Der Anteil der Ausfuhren in die Vereinigten Staaten lag 2022 bei knapp 40 Prozent, das waren fast vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Dieser Negativtrend setzte sich auch im ersten Halbjahr 2023 fort. Während der Absatz Richtung USA schwächelte, legten dagegen die Ausfuhren von Moselwein nach China trotz der dortigen Wirtschaftslage sowohl 2022 (plus 1,5 % auf 12.000 hl) als auch in den zwölf Monaten von Juli 2022 bis Juni 2023 (plus 12,7 Prozent auf 13.000 Hektoliter) zu. Das Reich der Mitte ist inzwischen zweitwichtigster Exportmarkt für Moselweine und hat damit Norwegen und Kanada in der Statistik verdrängt. In der Ausfuhr nach Norwegen legen Moselweine zwar weiter im Wert zu (2022: plus 12,9 Prozent auf 6 Millionen Euro), verlieren aber an Menge (2022: -6,9 Prozent auf 10.000 Hektoliter). Für Kanada belegt die Statistik für 2022 einen Rückgang von rund 8,5 Prozent in Menge und Wert.

Ebenso überraschend wie die Entwicklung in China, ist auch die Lage für Moselweine in Großbritannien. In den 1980 und 1990er Jahren einer der wichtigsten Märkte für Moselweine vor allem im Preiseinstiegsbereich, war das Land viele Jahre in der Exportstatistik recht weit abgeschlagen. Mit dem Brexit wurde ein weiterer Rückgang befürchtet. Doch das Gegenteil trat ein. 2021 gab es überraschend einen starken Zuwachs der Lieferungen auf die Insel: plus 28,5 Prozent in der Menge und um plus 180 Prozent im Wert. Auch 2022 ging es dort für Moselweine weiter nach oben, wenn auch weniger stark: plus 4,6 Prozent in der Menge und 28,2 Prozent im Wert. Damit schob sich Großbritannien mit 9.000 Hektoliter im Wert von 6 Millionen Euro auf Platz 4 der Moselexporte. Nach Kanada ging zwar mehr Menge (11.000 Hektoliter), aber mit niedrigerem Erlös (5 Millionen Euro).

Weitere Märkte mit positiver Entwicklung für Moselweine waren 2022 auch Niederlande, Belgien, Finnland, Polen, Lettland und Singapur, während die Importeure in Japan, Taiwan, Hongkong sowie Estland und Litauen weniger Moselwein orderten. In einigen wichtigen Ländern wie Dänemark, Schweiz und Südkorea ging die Exportmenge zwar zurück, doch der Wert der gelieferten Ware stieg deutlich.

Zu den Exportmärkten mit den höchsten Zuwachsraten für Moselwein zählt aktuell übrigens Italien mit einem Plus von 57 Prozent in der Menge und 69 Prozent im Wert (Juli 2022 bis Juni 2023). Etwa 1,3 Millionen Flaschen Wein von der Mosel finden jährlich ihren Weg in italienische Weinhandlungen und Restaurants. Und selbst in Australien wird Riesling von Mosel, Saar und Ruwer sehr geschätzt. Immerhin rund eine Million Liter gehen jährlich auf die Reise vom Moseltal nach „Down under“ – zuletzt mit einem Zuwachs von 28,4 Prozent im Wert und 13,2 Prozent in der Menge. Neben Schweiz und Singapur kaufen die australischen Importeure die Moselweine auch zu einem der höchsten Durchschnittspreise ein.



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