„Der Riesling spielt seine Stärken“: Erntebilanz 2023 der Mosel

© Ansgar Schmitz

„Der Riesling spielt seine Stärken“: Erntebilanz 2023 der Mosel

Die Weinlese 2023 in der Mosel-Region war anspruchsvoll und arbeitsintensiv, aber bot die Möglichkeit zur Herstellung von Spitzenweinen. Die rasche Reifeentwicklung ab Anfang September erforderte eine sorgfältige Auswahl der Trauben, insbesondere beim Riesling, der exzellente Qualitäten wie Große Gewächse und edelsüße Trockenbeerenauslesen hervorbrachte. Frühreife Burgundersorten hatten Schwierigkeiten mit den Wetterbedingungen im Spätsommer. Der Einfluss des Klimawandels zeigt sich im früheren Erntezeitpunkt, der heute Mitte Oktober liegt, im Gegensatz zu vor 20 Jahren. Obwohl die Erntemenge in der Mosel-Region etwa drei Prozent höher als im Vorjahr war, lag sie leicht unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die Qualität und Menge der Ernte variierte stark je nach Standort, Boden, Bewirtschaftungsweise und Ertragsniveau. Die hohen Niederschläge im Sommer führten zu Fäulnisproblemen in Böden mit guter Wasserspeicherfähigkeit.Die Riesling-Trauben profitierten von günstigen Witterungsbedingungen in der zweiten Septemberhälfte und boten eine breite Palette von Weinstilen, einschließlich trockener, feinherber, Kabinett, Spätlese und edelsüßer Auslesen.

Die Ernte für frühreife Sorten begann bereits im August, während die meisten Rotweintrauben zu Rosé verarbeitet wurden. Die Edelfäule Botrytis ermöglichte die Selektion von Rosinen für edelsüße Weine. Der Großteil der Ernte entfällt auf Weißweinsorten, wobei Riesling die wichtigste ist. Elbling und Müller-Thurgau verzeichneten gute Erträge und Mostgewichte. Bei den Rotweinen reichte die Ausbeute von Spätburgunder bis Dornfelder, und die meisten wurden zu Rosé und Blanc de noir verarbeitet. Die Gärung der Moste verlief gut, dank ausreichender Niederschläge im Sommer und guter Nährstoffversorgung der Reben.

Der Winter 2023 war wärmer als üblich, aber mit ungleichmäßig verteilten Niederschlägen. Der Austrieb erfolgte früh, und Mai und Juni waren trocken und warm. Die Rebblüte begann etwas später als im Vorjahr. Der trockene und heiße Juni führte zu Trockenstress in jüngeren Weinbergen, aber im Juli brachten ergiebige Niederschläge Entlastung.

Die Weinregion blieb von Frost und Hagel größtenteils verschont, hatte jedoch zeitweise Probleme mit Oidium und Peronospora. Der Inlandsabsatz von Moselweinen wurde durch Konsumzurückhaltung aufgrund von Inflation und hohen Energiepreisen beeinflusst, während der Export rückläufige Mengen, aber steigende Werte verzeichnete. Mostpreise für weiße Sorten lagen unter den Vorjahrespreisen, während der Riesling-Preis zwischenzeitlich anstieg. Die Preisentwicklung bereitet Sorge, da ausländische Fassweine zu niedrigen Preisen auf den deutschen Markt drängen. Die Zukunft des Weinbaus in der Mosel-Region könnte zu Betriebs- und Flächenstilllegungen führen, da die Preise unbefriedigend sind. Die Rebfläche könnte in den kommenden Jahren kleiner werden.



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