Eine kleine Mosel-Zeitreise: Traben-Trarbach vor fast 125 Jahren

Eine kleine Mosel-Zeitreise: Traben-Trarbach vor fast 125 Jahren

Wussten Sie, dass es seltene Farbfotos aus der Zeit um 1900 gibt — auch von der Mosel? Einige dieser Fotos möchten wir Ihnen einmal monatlich in unserem Newsletter vorstellen.

Wir beginnen mit Traben-Trarbach. Die Doppelstadt links und rechts der Mosel ist hier in einem seltenen Farbfoto von 1890–1898 zu sehen.

»Traben wird von Jahr zu Jahr stadtartiger«, schreibt Karl Hessel um 1896. »Seine Straßen sind elektrisch beleuchtet. Große Gasthäuser und große Weinhandlungen sind allda. Und der Blick auf das gegenüberliegende Trarbach und den gewaltigen Gebirgsbogen umher ist jedenfalls großartiger und fesselnder, als der Blick von Trarbach herüber nach Traben.«

Moderne Errungenschaften erwähnen die Reiseführer von 1900 immer wieder. »Traben hat im Verein mit Trarbach als einer der ersten Orte der Rheinprovinz elektrische Straßen- und Hausbeleuchtung eingeführt«, heißt es da. Gerade in den dunkel-schummrigen Weinkellern kam das elektrische Licht zum Einsatz. Damit konnte man die produktiven Arbeitsstunden deutlich verlängern. Fast alle Gewerbe und die meisten Wohnhäuser in Traben und in Trarbach waren um 1900 an den Strom angeschlossen. Das gab es sonst nur in großen Städten! Wieso konnten die Bürger sich das leisten?

Die Antwort heißt Wein. Denn die Winzer von der Mosel exportierten um 1900 ihren Wein fast in die ganze Welt. Ihr Riesling wurde nicht nur auf der Titanic mitgeführt, sondern auch auf den riesigen Schiffen der HAPAG und des Norddeutschen Lloyd-Bremen. Auch in Berlin, London, New York, Asien und in den Kolonien wurde Moselwein ausgeschenkt.

»Der jährliche Versand von Wein ist sehr bedeutend«, notiert ein Reiseführer im Jahr 1898, »infolge des ausgedehnten Weinhandels ist vor einigen Jahren daselbst eine Reichsbank-Nebenstelle errichtet worden.« Traben sei »ein aufstrebender Flecken«, der »genau wie die schöne Schwesterstadt Trarbach« vom Weinhandel lebe. Und mit dem Export-Boom kam das Geld.

1904 vereinigten sich die beiden Orte zur neuen Stadt Traben-Trarbach, die heute bekannt ist für ihren unterirdischen Mosel-Wein-Nachts-Markt.

Text: Dr. Barbara Fischer, Historikerin. Zusammen mit dem Team von http://pickablue.de erstellt Barbara historische Stadtrundgänge, kontaktlos-digitale Weinwanderungen und (barrierearme) Rätsel-Rallyes für Kinder und Erwachsene.

Woher stammen die Zitate? Aus den Büchern von Karl Hessel: »Sagen und Geschichten des Moseltals«. Bonn, [1896], S. 87 sowie aus »Mosel- und Saarführer: die Thäler der Mosel und der Saar«. Trier, zweite Auflage 1898, S. 79-80. Mehr zum Moselwein um 1900 unter https://www.bonvinitas.com/de/magazin/weinregionen/moselwein-zur-bluetezeit

Aktuelle Daten der Architektur- und Weinkeller-Führungen in Traben-Trarbach finden Sie hier: https://www.traben-trarbach.de/de/unsere-fuehrungen-und-naechsten-termine.html und https://www.unterwelt-ausflug.de

Bildnachweis: Blick von Trarbach nach Traben und umgekehrt. Bilder Nr. 6859-6860. Public Domain via Library Of Congress in Washington D.C.



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