Moselländische Tortilla „Hannes – Mathes“

Moselländische Tortilla „Hannes – Mathes“

Teneriffa, die größte Insel der zu Spanien gehörenden kanarischen Inseln und der kleine Weinort Ensch an der Mosel trennen ca. 3.500 km Luftlinie oder 4,5 Stunden Flugzeit. Trotz dieser Entfernung haben die kanarische Insel und das Anbaugebiet Mosel viele Gemeinsamkeiten, wie Vanessa Brockmüller als Wein- und  Kulturbotschafterin im Laufe ihres fünfmonatigen Aufenthalts auf der Insel, beim Arbeiten auf Fincas und Leben in Gastfamilien feststellen durfte:
Beide Orte sind sonnenverwöhnt und umgeben von Wasser – Teneriffa vom atlantischen Ozean, die Weinorte von der Mosel. Teneriffa ist eine Vulkaninsel und der ruhende Vulkan Teide zugleich Spaniens höchster Berg. In  unmittelbarer Umgebung des (wein)-bergigen Moseltals liegt die Vulkaneifel. Die hier befindlichen Maare sind Seen, die sich vor ca. 10.000 Jahren aus dem Grundwasser nach Abschluss der vulkanischen Tätigkeit gebildet haben.
Auf den warmen Mauern Teneriffas sonnen sich die Westkanareneidechsen, die sogenannten „Lagartos“, die sehr viel Ähnlichkeit mit der moselländischen Eidechse haben.
Der Duft von Rosmarin, Lavendel, Thymian umsteigt die Nase und erinnert an die Gärten der Mosel. Wein gibt es auf Teneriffa selbstverständlich auch; werden in den fünf Anbaugebieten immerhin 12.600 ha Wein angebaut, wobei hier die Mosel (9.000 ha Weinanbau ) mit ihrer Vielfältigkeit an Rebsorten überzeugt.
Zudem verstehen es die Tinerfeños, wie sich die Einheimischen der Insel stolz nennen, genauso wie die Mosellaner Feste zu feiern und genießen es Gastgeber mit ihren Produkten zu sein. Auf Teneriffa, wie an der Mosel sind Wein, Kartoffeln, Käse, Obst, Honig, Nüsse oder Kastanien stetige Begleiter der kulinarischen Vielfalt.
So ist es üblich, dass auf Teneriffa nach anstrengender körperlicher Arbeit auf der Finca die spanische Tortilla – ein Omelett aus Eiern, Kartoffeln und Zwiebeln auf den Tisch kommt. Regionale und gesunde Produkte, die in dieser Kombination nicht nur lecker, sondern auch sättigend sind. „Der Duft der selbst gemachten spanischen Tortilla hat Vanessa Brockmüller direkt an ihrem Heimatort Ensch erinnert: „Hannes – Mathes mit Apfelkompott“, schwärmt sie laut und so kam ihr der Gedanke die Tinerfeños doch mit diesem moselländischen Gericht zu überraschen. Bei der Bezeichnung und Zubereitung des Gerichts staunten die Tinerfeños, aber auch an der Mosel hat Vanessa Brockmüller außerhalb von Ensch bei der Bezeichnung des Gerichts stets in fragende Gesichter geschaut: „Was wird aufgetischt? Was ist Hannes – Mathes?“
Nachdem die Teller vollständig geputzt und Hannes – Mathes als „ Una comida delicisosa“ (Ein delikates Gericht) bezeichnet wurde, konnte sie ihre spanischen Sprachkenntnisse auch gleich um diese Erklärung erweitern:
Direkt nach Kriegsende war die Moselregion eine der strukturell und wirtschaftlich schwächsten Gebiete Deutschlands, bestand sie doch ausschließlich aus Land- und Weinwirtschaft. Die körperlich anstrengende Arbeit der Menschen beschränkte sich auf Hof, Feld und Weinberg und diente vornehmlich dazu sich selbst zu versorgen und das Nötigste zum Leben zu haben. Auf den Tisch kam, was geerntet wurde, das Vieh vom Hof erzeugte
und zudem sättigend war: Gerichte aus Kartoffeln, Gemüse, Obst, Eiern, Milch. Zutaten, die nicht direkt vertan wurden oder übrig blieben, wurden spätestens am darauffolgenden Tag verarbeitet. Das Gericht Hannes – Mathes besteht aus übrig gebliebenen gekochten Kartoffeln, die in einer Pfanne mit Rapsöl knusprig angebraten werden. Die „fast“ Bratkartoffeln werden mit salzigem Pfannenkuchenteig übergossen und gekonnt einmal in der Pfanne gewendet.
Hierzu reicht man selbst gemachtes Apfelmus. Zu damaliger Zeit löschte ein Pott Viez den Durst und die Mägen waren nach getaner Arbeit wohlwollend gefüllt. Der Name ist Programm: Johannes „Hannes“ und Mathias „Mathes“ waren geläufige Vornamen im katholischen Moselort Ensch. An jeder gedeckten Tafel nahm mindestens ein hungriger Johannes und ein doppelt so hungriger Mathias Platz. So kam es, dass man das wohlschmeckende und sättigende Gericht Hannes – Mathes nannte, gelang es doch mit dem
Gericht den Hunger vieler hungrige Mosellaner zu stillen.
Für alle, die nun nicht auf das Enscher Weinfest warten möchten, wo dieses Gericht unter anderem angeboten wird, und sich selbst gerne direkt auf eine kulinarische Genussreise begeben möchten, können gerne das Rezept ausprobieren.

Die Weinempfehlung von Vanessa Brockmüller: natürlich ein Wein aus der sonnenverwöhnten Lage Enscher Mühlenberg. Zu dem salzigen Pfannenkuchengericht und leicht säuerlichem Apfelkompott kann sie sich
sehr gut einen Rivaner Classic vorstellen: Der Rivaner Classic aus der Rebsorte MüllerThurgau mit seinem feinfruchtigem Muskataroma ist zu diesem Gericht ein hervorragender Essensbegleiter. Guten Appetit! und ¡Buen provecho!

Rezept für vier Personen Hannes – Mathes:
8 mittelgroße Kartoffeln (pro Portion 2 Kartoffeln)
5 Eier
250 g Weizenmehl
0,5 Liter Milch
Rapsöl zum Anbraten
Salz nach Geschmack
8 Äpfel

Zubereitung Pfannenkuchenteig:
Eier und Milch mit einem Schneebesen schaumig schlagen. Das Mehl hinzufügen und gut unterschlagen. Die Kartoffeln in Scheiben schneiden und im heißen Rapsöl anbraten. Mit einem Schöpflöffel Pfannenkuchenteig über die gebratenen Kartoffeln geben, so dass diese gut bedeckt sind. Den Hannes – Mathes in der Pfanne wenden, so das er von beiden Seiten knusprig braun wird.

Zubereitung Apfelkompott:
Äpfel schälen, in Spalten schneiden und mit etwas Wasser in einem Topf andünsten. Den Saft einer ½ Zitrone hinzufügen und kurz aufkochen lassen. Die nun gedünsteten Äpfel mit einem Stampfer zerdrücken.

Kontakt:
Vanessa Brockmüller, Kultur- und Weinbotschafterin und
Christa Brockmüller, Winzerin
Martinstraße 27, 54340 Ensch
Telefon: 06507 / 3727 oder mobil: 0151 / 701 85 275



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