Razejunge haben den Apollofalter im Blick

Razejunge haben den Apollofalter im Blick

Um im Dezember Tagfalter an der Mosel zu beobachten, muss man schon genau hinsehen. Das liegt an der Natur der Dinge. Von den 131 in Rheinland-Pfalz lebenden Tagfaltern überwintern lediglich 6 Arten als Falter, und das meist sehr versteckt. Alle anderen heimischen Arten überdauern die kalte Jahreszeit gut getarnt als Ei, Raupe oder Puppe.
Daniel Müller, Lehmer Razejung, Biologe und Schmetterlingskundler schreibt z.Z. an seiner Masterarbeit und beschäftigt sich ausführlich mit einem ganz besonderen Tagfalter: Paranassius apollo vinningensis – dem Mosel-Apollo. Benannt wurde diese Unterart des Apollofalters nach dem Weinort Winnigen. Der vom Aussterben bedrohte Schmetterling lebt nur an wenigen Stellen an den felsigen Hängen entlang der Terrassenmosel zwischen Bremm und Winningen.
Der Apollofalter ist u.a. durch die zunehmende Aufgabe des Steillagenweinbaus gefährdet. Der Falter besiedelt bevorzugt Flächen mit offenen Felsbereichen und Trockenmauern. Wenn Rebflächen aufgegeben und nicht mehr gepflegt werden, verbuschen sie in kurzer Zeit, wodurch der Lebensraum des Apollofalters verloren geht.
Daher stellen die Razejunge regelmäßig in den Wintermonaten nicht mehr bewirtschaftete Weinbergflächen mit Jahrhunderten alten Trockenmauern in der Lehmener Würzlay frei. Eine mühevolle Arbeit die sich jedoch zum Erhalt und Förderung der Artenvielfalt lohnt.
Da Daniel Müller bereits im Zuge des Apollo-Rettungsprojektes der beiden Landkreise Mayen-Koblenz und Cochem-Zell zusammen mit anderen Experten den Apollofalter an der Mosel systematisch kartiert hat, weiß der junge Biologe, dass es heutzutage fast wie ein Sechser im Lotto anmutet, wenn er einen erwachsenen Apollofalter während dessen Flugzeit im Juni und Juli sichtet. Im Dezember behält er dagegen den Nachwuchs der Falter im Auge. Die einzelnen Eier, die ein Apollofalter-Weibchen unter überstehenden Steinen und Felsen ablegt, sind für ein ungeschultes Auge so gut wie unsichtbar. Auch will Daniel Müller die Entwicklung der Raupen des etwa sieben Zentimeter großen Schmetterlings, die ab Ende Februar schlüpfen, beobachten.

Isa Junker, wie Daniel Müller Mitglied im Verein Lehmer Razejunge e.V., begleitet den Schmetterlingskundler mit der Kamera. Sie hofft auf ein paar gute Aufnahmen von den nur wenigen Millimeter großen Eiern für die Webseite „Naturerlebnis.Lehmer-Razejunge.de“. Die Webseite wendet sich in erster Linie an Menschen, die bedingt durch Krankheit, Immobilität oder Behinderung nicht in die Weinberge an der Mosel kommen können. Mit zwei- bis dreiminütigen Videos zur Geologie und Landschaft der Terrassenmosel sowie zu verschiedenen Pflanzen und Tieren im Weinberg vermittelt sie den Eindruck von der Artenvielfalt in der Region.

„Diese Szenen sollen später aber auch Teil eines größeren Films über den Apollofalter werden“, sagt die freiberufliche Cutterin. Damit möchte sie Daniel Müller und seine Bemühungen um den Mosel-Apollo unterstützen und auf die akute Gefährdung des Schmetterlings aufmerksam machen.
„Die Art ist hochgradig bedroht. Es ist sogar zu befürchten, dass sie ausstirbt“, stellt der Wissenschaftler Daniel Müller fest. „Wir kennen die genauen Gründe für den Rückgang des Apollofalters im Detail gar nicht so genau. Aber das möchte ich herausfinden!“

Kontakt:
Lehmer Razejunge e.V.
Isa Junker und Dieter Möhring
www.lehmer-razejunge.de

Foto: Filmaufnahme, Apollofalterei in der Trockenmauer

(c) Klaus Strick



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